Uniformen

Uniformen

Der 1934 gegründete Elferrat des Vaterstädtischen Vereines trug von Anfang an den roten Frack zur schwarzen Hose und dazu eine grün/rot/weiße Fewldmütze 
Bei der Suche nach den historischen Wurzeln der Uniformen der EhrenGarde der Stadt Bonn mischen sich allerdings in besonderer - ja karnevalistischer - Weise Dichtung und Wahrheit.
Mangels eindeutiger schriftlicher Überlieferung muss ein wahrscheinlicher Weg rekonstruiert werden: Mit der Gründung der EhrenGarde der Stadt Bonn im Jahre 1949 begann der Aufbau eines Karnevalscorps nach Kölner Vorbild.

Schwarz-weiß Foto des ehemaligen Elferrates auf dem Bonner Marktplatz.

Halb Preuße, Halb Hanseat

Eine detailierte Betrachtung der EhrenGarde-Uniformen

Diese Corps trugen - und tragen heute noch - überwiegend Bekleidungen, die an den Uniformen im 18. und 19. Jahrhundert orientiert waren. Es galt aber auch eine Uniform zu wählen, die sich in Form, Ausstattung und Farbe deutlich von der bestehenden Uniform der Bonner Stadtsoldaten - nach dem Vorbild der kurfürstlichen Leibgarde - unterschied. Insofern fiel das preußische Blau, das fast allen friderizianischen Uniformen als Grundfarbe gemeinsam war, aus.

Ein altes schwarzweiß Foto der damaligen Mitglieder des Elferrates in Uniform.

Den Gründungsvätern, die selbst den roten Frack des Elferrates des Vaterstädtischen Vereines trugen, dürfte wahrscheinlich eher eine Farbgebung nach dem Vorbild der roten Funken in Köln vorgeschwebt haben, die als Vorlage das Kölner Stadtmilitär Ende des 18. Jahrhunderts aufgenommen hatten. Es darf vermutet werden, dass damit auch ein Bezug zu der bereits 1928 von der großen Bonner Karnevalsgesellschaft gestellten EhrenGarde der Stadt Bonn zu Fuß mit ihrem rot/weißen Musikzug hergestellt werden sollte.

Bei dem immer wieder angeführten Bezug auf das Kürassier Regiment von Seydlitz 1757 und das blaurote Leibregiment (lange Potsdamer) von 1735 später für die Infanterieuniform, war wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken.

Heraus kam jedenfalls eine Uniform in den Farben rot und weiß mit schwarzem Dreispitz und schwarzen Stiefeln, die die Formensprache der Uniformen des beginnenden 19. Jahrhunderts aufnahm, ohne sich strikt an einem historischen Vorbild zu orientieren. Am nächsten kommt sie der Offiziers-Hofuniform des Regimentes zu Pferde in Württemberg 1815, hier tauchen auch Ausstattungsdetails auf - wie fallender Federbusch und Epauletten -, die die reitenden Truppen seinerzeit nicht trugen. Der fallende rot/weiße Federbusch der Kavallerie heute, ersetzte allerdings erst in den 1980er-Jahren den stehenden rot/weißen Federbusch der ursprünglichen Uniform.

Bei der seit 1957 geplanten Erweiterung der EhrenGarde um eine Infanterieeinheit, ist der gewünschte preußische Bezug allerdings von Anfang an nachweisbar, was sich insbesondere in dem heute fast als Erkennungszeichen für die EhrenGarde zu bezeichnenden Grenadierhelm niederschlägt.

In rot-weiße Litewka gekleidete Mitglieder der EhrenGarde ziehen über den einen Jahrmarkt auf dem Münsteplatz.

Diese Grenadierhelme in den unterschiedlichsten Variationen waren zwar in Europa von Russland über Bayern bis England weit verbreitet, der von der EhrenGarde getragene goldglänzende Helm, zeigt aber durch den Gardestern eindeutig seine preußische Wurzel. Die 1957 in Eile geschneiderte, anfänglich getragene Infanterieuniform der EhrenGarde ließ einen eindeutigen historischen Bezug vermissen, aber die seit 1969 eingeführte, entspricht zwar in Zuschnitt und Ausstattung weitgehend dem blau/roten Leibregiment von 1716, insgesamt aber bis ins Detail den hanseatischen Grenadieruniformen in Lübeck und Bremen von 1760.

Die stolzen Mitglieder der damaligen Artillerie posieren uniformiert auf einer großen Treppe. Im Vordergrund stehen zwei mit Wappen verzierte Fahnen.

Die 1959 gegründete Artillerie wurde mit der von der Kavallerie getragenen Uniform eingekleidet. Als Kopfbedeckung trug sie zunächst einen schwarz bezogenen Grenadierhelm, später einen Dreispitz mit schwarzem Federbusch, dann mit rot /weißem Federbusch und zuletzt mit einem fallenden Federbusch in rot/weiß, wie die Kavallerie.

Der 1960 gegründete Mööde Senat trägt statt einer Uniform eine rote Litewka mit schwarzer Hose. Die Litewka hat ebenfalls militärische Wurzeln. Sie wurde 1895 als einfacher und preiswerter Uniformrock für den kleinen Dienst eingeführt. Auch das 2003 gegründete Corps d´Argent trägt die rote Litewka allerdings mit silbernen Applikationen und Rangabzeichen.

Alle Formationen führen neben ihren üblichen Kopfbedeckungen auch eine bestickte rot-weiße Feldmütze, die aus der Narrenkappe entwickelt wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts beschlossen die Kölner Karnevalisten zum Zeichen der Zusammengehörigkeit solche Kappen zu tragen. "Gleiche Kappen, gleiche Brüder".

Tatsächlich reicht die Geschichte der Narrenkappe bis ins Mittelalter zurück. Eine der ältesten Darstellungen findet man an einem Kapitell im Paradies von Maria Laach. Anfangs gedacht als lächerliche Verlängerung der Zipfelmütze, später mit zwei Eselsohren und zuletzt als Vergrößerung des gezackten Hahnenkamms, der als Vorbild für die üblichen Elferratsmützen und Prinzenmützen gilt.

Den maßgeschneiderten Uniformen aller Formationen der EhrenGarde kommt nicht nur ein hoher ideeller Wert zu. Eine komplette Uniform kostet neu je nach Formation und Ausstattung bis zu 2.500,- €. Wobei in vielen Fällen Teile von Kammeraden übernommen werden können und der Verein die Anschaffung unterstützt!