Inklusion

Bei einer Aufführung der Kindertanzgruppe steht ein Mädchen im Rollstuhl im Mittelpunkt der Bühne.

Inklusion Alaaf

Kaum ein Thema begegnet uns in der Gesellschaft so häufig, wie das der Inklusion. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie er aussieht, welche Sprache er spricht oder ob er eine Behinderung hat. Jeder kann mitmachen. Ob Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in der Schule lernen, oder Erwachsene mit Beeinträchtigung am Arbeitsleben teilnehmen. Wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion.

Warum also nicht auch im Karneval? Denn wo trifft man auf mehr Gemeinschaft, als im Karneval? Hier trifft man neue Freunde, hier kann jeder mitfeiern, denn hier wird Zusammenhalt ganz großgeschrieben. Wir, die Ehrengarde der Stadt Bonn sind besonders stolz darauf, Inklusion nicht nur zu denken, sondern sie auch zu leben. Bereits seit mehreren Jahren ist Fiona P. aktiv im Cadettencorps. Obwohl sie im Rollstuhl sitzt, ist sie immer mit Spaß an der Freude bei den Auftritten dabei. Bei Bühnen, wo ein Treppenaufgang vorhanden ist, wird sie wie selbstverständlich von Vätern auf die Bühne gehoben. Von der Trainerin wird sie in die Tänze eingebaut und von den anderen Cadetten wird sie in allem eingebunden. Es sind Momente, in denen ihr der Spaß im Gesicht anzusehen ist. Und was gibt es wertvolleres als ein Kinderlächeln? Ihre Eltern sind/waren bereits selber aktiv in der Ehrengarde, die Mutter sogar im Cadettencorps und der Vater in der Infanterie, und so war es keine große Überlegung, ihre Tochter Fiona auch bei der Ehrengarde anzumelden.

Seit letztem Jahr ist Uwe Wallasch aktiv bei der Ehrengarde Artillerie. Uwe ist gehörlos, wollte aber schon seit längerem aktiv in Uniform auf der Bühne stehen. Da er ehrenamtlich bei der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) aktiv ist und schon mehrere Kameraden aus der DLRG den Weg zur Ehrengarde der Stadt Bonn gefunden haben, lag es nahe, dass auch er dort gestrandet ist. Den entscheidenden Anstoß gab ihm schlussendlich Christoph Janicke, selbst Mitglied der Ehrengarde und auch ehrenamtlich bei der DLRG tätig. Mit Stolz trägt Uwe die Rot-Weiße Uniform und nimmt am Vereinsleben teil. Was er beim Reden nicht hören kann, macht er durch seine Fähigkeit des Lippenlesens weg. Und auch das Marschieren im Takt ist kein Problem, denn die notwendigen Erschütterungen, die er dazu benötigt, nimmt er über Schwingungen wahr. Mit Stolz war er bei seinem ersten Rosenmontagzug auf der Kanone und jubelte den Jecken Narren zu.

Ein Mitglied der Ehrengarde Artillerie in Uniform posiert für ein Selfie vor einer Kanone
Christoph Jannicke lacht in die Kamera

Auch der Dritte im Bunde ist bereits seit Jahrzehnten in der Ehrengarde der Stadt Bonn. Mit drei Jahren fing er im Cadettencorps an, wo er schnell die Leidenschaft fürs Tanzen gewann. Im Jahr 2011 wechselte er ins große Corps wo er lange selbst aktiv in der Tanzgruppe und ein paar Jahre Tanzoffizier war. Aufgrund einer Erkrankung an Multipler Sklerose sitzt Christoph Janicke seit 2017 im Rollstuhl. Für ihn war es keine Frage auch im Rollstuhl aktiv am Vereinsleben teilzunehmen, denn dabei sein ist alles. Wo es geht, bringt er sich ein und ist ein gern gesehener Ehrengardist. Die Arbeit im Hintergrund erfüllt er mit ganzer Leidenschaft und reicht über die Stadtgrenzen Bonns hinaus.

Das sind nur drei von zahlreichen weiteren schönen Beispielen, dass Inklusion auch im Karneval funktioniert. Die Ehrengarde der Stadt Bonn ist stolz darauf, auch Menschen mit Handicap in ihren Reihen zu haben, denn auch sie bereichern auf ihre Art und Weise das Vereinsleben. Spaß kann jeder haben, auch wenn dies von Person zu Person unterschiedlich aussieht, aber die Hauptsache ist, man feiert gemeinsam, denn nur zusammen feiern macht Freude. Mer all sin Karnevaliste, mer all han Spaß an der Freud, mer han dat Hätz am rechten Fleck und da gibt es keine Grenzen!

Den Karneval fühlen…

…ist in der Tat eine tolle Sache. Man sieht die farbenfrohen Kostüme, hört die jecken Hits oder spürt auch schonmal die ein oder andere Kamelle, die von einem der Wagen im Rosenmontagszug heruntergeworfen werden.

Aber was ist, wenn einer dieser Sinne fehlt? Diese Frage stellten sich zwangsläufig einige Kameraden, als sie zu einer besonderen Veranstaltung im Rheinhotel Dreesen eingeladen wurde. Eine Reisegruppe mit sehbeeinträchtigten und blinden Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland wollte gerne den rheinischen Karneval kennenlernen und wegen der Pandemie wurde die Reise in den Sommer verlegt.

Ein Mann mit Sehbehinderung erfühlt die Federn auf dem Dreispitz eines EhrenGardisten.

Also schmissen sich die Kameraden aus Artillerie, Infanterie, und Kavallerie in ihre Uniformen und trafen sich an einem lauen Sommernachmittag im Dreesen. Wie soll das gehen – Karneval ohne Sehen vermitteln? Wie werden die Begegnungen und Gespräche sein? Hoffentlich mache ich nichts falsch? Das waren Fragen, die zeigen, welche Unsicherheit bei unseren Kameraden vorherrschte. Und auch bei den Teilnehmer:innen mit Sehbeeinträchtigung waren diese Fragen in den Köpfen.

Das kleine Programm wurde von unserem Kameraden Ulrich Jünger mit einem kurzweiligen Vortrag zum Karneval in Bonn im Allgemeinen und der Geschichte der EhrenGarde im Speziellen gestartet.

Danach kam es zum Höhepunkt des Nachmittags: Die Reiseteilnehmer durften die Uniformen, Hüte, Orden und Abzeichen ertasten und gingen sozusagen auf Tuchfühlung. Die vorherigen Zweifel waren schnell zerstreut und es entwickelten sich schnell interessante Gespräche. Die besondere Atmosphäre und Wertschätzung beider Seiten war bemerkenswert und alle Kameraden hat dieser Nachmittag sehr gefallen.

Wir hoffen, damit einen kleinen Beitrag zur Inklusion im Karneval leisten können.

Das Ehrengarde Wappen mit dem Logo der Aktion Mensch mit der Aufschrift gefördert durch die Aktion mensch

Digitale Inklusion

Im Zuge des Relaunch unseres Internetauftritts haben wir uns für eine zeitgemäße barrierefreie Umsetzung entschieden. Damit wollen wir auch hier ein Zeichen setzten und einen digitalen Verein für alle schaffen.  
Die Meisten verbinden mit Barrierefreiheit physikalische Einrichtungen wie eine Rampe für Rollstuhlfahrer oder ein Leitsystem für Blinde. Aber auch im Internet, gibt es viele Hürden: Schwache Kontraste oder nicht veränderbare kleine Schriften können das Lesen von Texten verhindern, Blinde können den Inhalt von Fotos nicht erfassen, Gehörlose die Kommentare von Videos nicht hören oder motorisch eingeschränkte die Maus nicht bedienen. Und genau diese Barrieren haben wir so weit wie möglich reduziert, ohne dass sich unser Internetauftritt von einem Nicht-Barrierefreien unterscheidet. So können alle Besucher uneingeschränkt an der „digitalen EhrenGarde“ teilhaben.
Dabei unterstützt wurden wir von der Aktion Mensch, die mit dem Aktions-Förderangebot „Internet für alle“  die Investitions- und Schulungskosten gefördert hat.
Die Umsetzung hat die Agentur rheinline mit viel persönlichem Einsatz und in engem Austausch mit unserem Team für  Öffentlichkeitsarbeit übernommen.

Und sollten Sie noch eine „Stolperstelle“ gefunden haben – wir freuen uns über jeden Hinweis, wie wir noch besser werden können!